Eltern in der Corona-Krise: Me-Time oder Wahnsinn, wer gewinnt? – Interview mit einer Mutter
#DeinHack-Interview mit Berliner Kiezmutter Sophie
Mutter Sophie und ihre Familie wohnen im wohl kinderreichsten Stadtteil Berlins. Jetzt sind alle Kinder und Kinderangebote hinter Schloss und Riegel. Wie kommt man darauf klar? Corona, du Feind der Alten, Schwachen und der Me-Time! Ein Interview mit einer Mutter und ihren Hacks gegen den Wohnungskoller.
Sophie (37) ist Projektleiterin in einer sozialen Organisation, ihr Freund und Vater IT’ler. Zuhause gibt es zwei kleine Wirbelstürme: Piet (5) und Lori (3) und vor der Haustür in ihrem Kiez gibt es alles, was das Kinder- und Elternherz begehrt, in einer Dichte wie sonst wohl nirgendwo in Berlin: Kindercafes, Kinderspielplätze, Kindersportkurse, Kinderspielgruppen, Kinderflohmärke, Kitas und Kindergärten und nicht zuletzt: Kinder Kinder Kinder! Doch all das ist jetzt vor allem eins: zu und nicht besuchbar. Wenn man das alles gewohnt ist, fällt es schwer, darauf plötzlich verzichten zu müssen, vor allem in einer 3-Zimmer-Wohnung. Da drehen doch alle in der Bude durch, oder?
Kinderhack: Wie sieht euer Alltag im Moment aus? Könnt ihr Arbeit und Kinderbetreuung in einen Tag pressen?
Sophie: Unter der Woche stehen wir gegen 8.15 Uhr auf, frühstücken, machen die Kinder und uns fertig und dann wird gespielt.
Die Corona-Krise trifft uns zufällig in einer Phase, in der ich meinen Job an den Nagel gehängt habe und eigentlich dabei war, eine neue Herausforderung zu suchen. So kommt es, dass wir uns gerade nicht der fast unmöglichen Organisation widmen müssen, wer wann arbeitet und wer wann betreut. Papa macht also von 9 bis 6 Home Office, ich bespaße die Kinder. Mittags essen wir gemeinsam, danach wird gelesen und dann dürfen die Kinder ca. 30 bis 45 Minuten glotzen. Papa ist fertig mit der Arbeit, übernimmt und ich mache mal Pause.
Am ersten Tag der geschlossenen Kindergärten habe ich noch einen ganz ambitionierten Ablaufplan gemacht. Hat natürlich alles nicht funktioniert.
Ich weiß nur nicht, ob ich über die einfache Aufteilung glücklich sein kann oder nicht. Am Ende ist es mega anstrengend, den ganzen Tag die Kids zu bespaßen. Und die Zeit für sich selbst, ob jetzt Job oder private Me-Time, kommt viel zu kurz.
Ich muss nicht arbeiten (also Job) und bin trotzdem schon fix und fertig! Aber nein, eigentlich heißt es richtig: Ich kann gerade nicht arbeiten gehen, habe fast non-stop die Kinder und bin deswegen schon fix und fertig.
Kinderhack: Das klingt nach einer riesen Herausforderung. Was ist sonst noch speziell herausfordernd?
Sophie: Dass alles nicht nach Plan läuft. Am ersten Tag der geschlossenen Kindergärten habe ich noch einen ganz ambitionierten Ablaufplan gemacht. Hat natürlich alles nicht funktioniert. Lori hatte irgendwie Ohrenschmerzen und die Mittagsruhe gecrasht, zwei Stunden am Stück gejammert und geweint. Das war schon der erste Moment zum Ausflippen. Am Nachmittag wollte Piet nicht in den Garten. Ich habe ihn rausgezerrt, was ich überhaupt nicht tun wollte. Wie soll ich das fünf Wochen lang schaffen?, dachte ich. Ohne soziales Netzwerk?
Mir die ausreichende Me-Time zu gönnen, ist eine der größten Herausforderungen.
Die Herausfoderung also: geduldig und ruhig bleiben. Auch mal fünf gerade sein lassen.
Und vor allem: Den Haushalt Haushalt sein lassen.
Ich will den verdammten Boden frei von Kinderspielsachen haben, aber das ist Sisyphus-Arbeit. Bei dem Ziel würde ich mir’n krummen Buckel beim Parkettabkriechen zulegen. Und dann will ich möglichst viele Sachen loswerden, bevor ich mir in der kleinen Wohnung wie ein Messi vorkomme. Letztens habe ich mir den Kopf zerbrochen, wie ich das ohne weiteren Kinderwunsch obsolet gewordene Damm-Massage-Gerät loswerde. Verkaufen? Äh, nee. Ich fing an, drüber nachzudenken, Piet das als geheimnisvolle Waffe anzudrehen. An der Stelle wusste ich: Ich drehe durch, ich werde wahnsinnig. Alles was ich loswerden muss, ist der Aufräum-Koller.
Und nicht zu vergessen: Mir die ausreichende Me-Time zu gönnen, ist eine der größten Herausforderungen.
Wir befragen andere Eltern zu ihren Corona-Hacks. Hack’ste mit? Dann schreib‘ uns an info@kinderhack.de! Hier findest du die Fragen als Word-Dokument: Kinderhack-Interview
Kinderhack: Was ist euer ganz persönlicher Kinderhack?
Sophie: Hm, was fällt mir ein? Ich liste mal Sachen auf:
- Bei schönem Wetter unbedingt raus, ’ne Radtour machen
- Kinder baden geht hier immer gut
- Wenn man ein Stück Garten hat, gehen Wasserspiele immer gut. Oder Feuer machen, also, äh, ein bisschen mit Stöckern rumkokeln, das sollte unter Aufsicht echt mal in Ordnung sein. Passt auch zu Ostern! Wir haben übrigens seit einem Jahr einen Schrebergarten in der Nähe.
„Du willst immer nur basteln und Sport machen! Ich bastel jetzt eine Woche nix!”
Piet (5), Kind von Sophie
Kinderhack: Ein Hack wäre also: Legt euch einen Schrebergarten zu, ihr Wohnungsmieter!
Sophie: Haha, genau. Das ist eigentlich immer ein Hack, grundsätzlich gut für Wohnungskinder, auch ohne Corona. Aber gut, wir waren ja bei Corona-Tipps.
- Albas tägliche Sportstunde natürlich, oder alles, was es online an Musik- und Sportkursen gibt
- Ich gucke auch viel im Netz nach Ideen und kaufe Kram online ein
Kinderhack: Zum Beispiel?
Sophie: Okay, schicke ich euch! (Anm. Kinderhack: siehe unten) Ach und ich hab‘ neuerdings noch einen Hack: Die Kinder so lange mit Basteln nerven, bis sie sich was Eigenes zum Spielen suchen. Piet letztens so, total empört: „Du willst immer nur basteln und Sport machen! Ich bastel‘ jetzt eine Woche nix!“
Noch mehr Kinderzitate zum Schlapplachen? Hier sind unsere Kids’itate.
Sophie hat Folgendes geschickt. Viel Spaß!
Ideen für zuhause: https://lotte-lieke.com/kinder-beschaeftigen-im-haus/
Quarantäne-Kids: https://www.geschwisterloewenstein.de/ideenpost/
Osterideen: https://www.kigaportal.com/ng/ng6/de/ideen/eltern
Youtube-Musikstunde: https://www.youtube.com/channel/UCjZo5FZLamKq6fuwb1hHdwQ
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