Kinderhack

Homeschooling wegen Corona: Fast drei Wochen geschafft!

Es ist bald drei Wochen her, dass für uns der erste Homeschooling-Tag wegen Corona – tatsächlich wie bei so vielen der erste unseres Lebens – anstand. Hoch motiviert habe ich am Sonntagabend auf Basis der von der Klassenlehrerin geschickten Aufgaben für meinen Zweitklässler einen Stundenplan mit Mathe, Deutsch, Sachkunde, Kunst und Sport gebastelt (Musik macht er nachmittags ab und zu beim Papa). Ich war ein bisschen stolz. Selten hatte ich es geschafft einen Blogartikel aus der Pipeline direkt online-reif fertig zu stellen. Aber ich wusste, wenn andere Eltern Hilfe brauchen, dann jetzt! Denn zuhause arbeiten und gleichzeitig Kinder nicht nur zu betreuen, sondern ihnen auch noch richtig echten Schulstoff zu vermitteln, klang sofort nach einer nicht gerade kleinen Herausforderung.

Junge sitzt am Homeschooling Platz und macht seit Corona Schule zuhause
Homeschooling Tag 1 – Recherche zum Thema „Sinne“ für den Sachkundeunterricht mithilfe der Kindersuchmaschinen fragFINN und Blinde Kuh

In meinem Text zu Homeschooling wegen Corona: So klappt’s bei Kinderhack – also bei mir, bei Ines klappt das mit Zeigeruhr – habe ich mich über Stundenpläne, Struktur, Kinder-Yoga und Vesper-Boxen ausgelassen. Ich war sehr zuversichtlich, da ich mich und mein Kind schon ein bisschen kenne, aber so richtig wusste ich natürlich nicht, wie das dann in der Praxis so funktionieren wird. So wie Corona plötzlich unseren gut geplanten Alltag über den Haufen werfen konnte, so können das jeden Tag neue Unbekannte sein, die uns lehren, dass immer alles in Bewegung ist und wir nie auslernen. Ist das nicht schön?

Am Ende jeder Woche habe ich meine ganz persönlichen Learnings formuliert. Vielleicht könnt ihr damit ja auch was anfangen.

Woche 1: Von alles top bis alles flop

Was soll ich sagen? Der erste Tag lief einfach perfekt! Der kleine Professor liebte seinen Stundenplan. Ich habe nicht gleich mit Mathe angefangen, denn wie die Lehrerin beim letzten Elterngespräch schon ein bisschen sorgenvoll anmerkte, müsse man da dran bleiben, damit er den Anschluss nicht verpasst. Wie? Bernhard? Dieser kleine Mann mit der Wortwahl eines Literaturprofessors? Aber Deutsch ist eben auch kein Mathe. Sagen wir mal so: Seit Tag 2 weiß ich genau, was die Dame meint!

Manche Eltern finden gerade heraus: Der Lehrer war nicht das Problem.

@binmitdabei – einer der vielen durch WhatsApp geisternder Post

Besagter zweiter Tag und erste Mathestunde war dann auch die Geburtsstunde der Joker-Chips: Wenn er nicht spurt, bekommt er eine Verwarnung, heißt, ein Chip wird eingezogen. Sind alle Joker weg, folgt die Konsequenz. Dem kleinen Professor wird dann ein Bonuspunkt abgezogen. Diese sammelt er bei mir für überraschend hervorragendes Verhalten. Zehn Bonuspunkte können für einen Gutschein eingelöst werden, wie z.B. „1 Spiel auf dem Tablet runterladen”, „einen Film gucken” etc. Ach so, es trug sich zu, dass dieses sonst so wissbegierige Kind nach bereits 2 Minuten Mathe jammernd auf dem Kinderzimmerboden lag.

Wir befragen andere Eltern zu ihren Corona-Hacks. Hack’ste mit? Dann schreib‘ uns an info@kinderhack.de! Hier findest du die Fragen als Word-Dokument: Kinderhack-Interview

Tja, und ich? Ich konnte super arbeiten. Alles lief top. Ich hatte meine sechs Stunden am Tag (30h/Woche) perfekt auf den Stundenplan des Kindes abgestimmt: Vormittags 4 h, parallel zum Unterricht (außer bei Mathe konnte ich wirklich ungestört arbeiten) und zur Spiel- und Wissensfernsehenstunde. Dann Mittag kochen und gemeinsam essen und nach einem kleinen Spaziergang noch einmal von 14 bis 16 Uhr. Feierabend. Gemeinsam etwas spielen und immer noch genug Zeit und Ruhe für mich – ich hatte euch anderen Familien gegenüber wirklich ein schlechtes Gewissen. Ich dachte, was habe ich nur für ein Glück? Ich hätte Ines (32h/Woche, zwar 50/50-Teilung mit Partner, aber gleich zwei und dazu sehr viel kleinere Kids am Start) so gern etwas von meiner Zeit abgegeben!

Und dann an Tag 3 der Anruf vom Chef: Kurzarbeit. Ab sofort (!) nur noch 8 Stunden pro Woche arbeiten (pro WOCHE!). Wow! Ich bin auch kein Ass in Mathe (irgendwoher muss Bernhard das ja haben), aber dass ich damit nur noch auf 2 Stunden an vier Tagen in der Woche komme und sich damit auch mein monatliches Einkommen drastisch reduziert, das war mir sofort klar. Wie man das so macht, habe ich erst mal gegoogelt und hier ein paar hilfreiche Infos zum Thema Kurzarbeit gefunden. Auch die Agentur für Arbeit hat die passenden Informationen gut auf der Homepage aufbereitet.

Learning aus Woche 1: Die Lehrerin hat recht und es kommt sowieso anders als man denkt, also locker machen!

Woche 2: Die Muddi hat Zeit zum Basteln und Backen

Den Rest der ersten Woche haben wir ohne weitere besondere Vorfälle rumgekriegt – reicht ja auch erst mal. Wir sind alle gesund, also glauben wir. Na ja, ich bin ja ein positiver Mensch. Jetzt hat die Muddi noch mehr Zeit Lehrerin zu spielen und… zu Basteln. Yay! Das letzte Mal, als Ines und ich etwas unter dem Hashtag #bastelmutti gepostet haben, war im Dezember. Ich war total krank und Ines auch… ach nein, sie hatte einen Kater, der allerdings ähnliche Symptome zeigte. Ein Stern aus weißem Butterbrotpapier musste herhalten und bescherte uns als Post tatsächlich mehr Likes als gut geplante und aufwändig designte Blogpost-Grafiken. Checkt gern dazu unseren Instagram-Kanal kinderhackmag!

Es wurde also gebastelt. Allerdings muss ich gestehen, dass diese Fenstertulpen nicht auf meinem Mist gewachsen sind. Sie sind Teil des Kunstunterrichts und wurden als Aufgabe aufgetragen. Wer nachbasteln und -falten möchte, findet hier die Anleitung: Tulpen basteln.

Ich komme mir fast schon scheinheilig vor, habe ich doch zum Thema Vesper-Box (die ich immer noch gern lauthals als eine meiner besten Ideen anpreise – bedeutet: dem Kind weiterhin wie zu Schulzeiten seine Brotbox zurecht machen) sowas gesagt wie: „Außerdem gibt es auch hier keine Süßigkeiten zur Schulzeit oder Apfelschorle in der Trinkflasche. Wo kämen wir denn da hin?!“ – Ja, genau, wo kämen wir denn da hin? Vielleicht zu diesen leckeren lustig bunten österlich verzierten Muffins? Sagen wir mal so, schon am dritten Tag gab’s Pudding und Apferschorle bereits vor dem Mittag. So what!

Und wenn man schon vormittags Süßes essen kann, kann man auch guten Gewissens backen. Die Krümelmonster-Muffins hatte ich zu Bernards Geburtstag im Januar gemacht. Vergangene Woche gab es dann die Mini-Muffins von Elmo. Beide Rezepte sowie diverse andere stark zuckerhaltige Backwaren findet ihr in dem Buch: Backen mit der Sesamstraße – hier bei Amazon bestellen (Werbung).

Learning aus Woche 2: Regeln sind dazu da gebrochen zu werden, und das ist völlig in Ordnung – vor allem, wenn Corona umgeht!

Woche 3: Hilfe, die Osterferien stehen vor der Tür!

Wir befinden uns nun schon mitten in Woche 3 der Schulschließzeit. Doch manchmal kommt es mir vor, als ob ich gestern noch im Büro saß und wie jeden Tag zum Hort gehetzt bin – immer mit dem schlechten Gewissen, dass die Kinder heutzutage so viel betreut werden, von Erziehern und Lehrern und am Abend dann nur noch wenige Stunden mit den Eltern zuhause haben. Dort sind diese dann gestresst von der Arbeit oder der einstündigen Fahrt mit der Berliner U-Bahn. Wenn ich dieser ganzen Corona-Sache (so furchtbar es ist, keine Frage!) etwas Gutes abgewinnen kann, dann ist es die viele Zeit, die ich unverhofft mit meinem Sohn verbringen kann.

Ja, richtig gehört. Und er nervt nicht einmal! Das ist wohl auch der Grund, warum ich noch nicht mal die Tage herbei sehne, die er bei seinem Vater ist (das war sonst auch gern mal anders). Es ist fast so, als würde es Bernhard und mir richtig gut tun und das genieße ich gerade.

Da spielt wahrscheinlich auch rein, dass er generell ein Stubenhocker ist und ich sonst schon Schwierigkeiten habe, dieses Kind an die Frische Luft zu kriegen (hier einer meiner Stubenhocker-Hacks). Heute hat er sogar eine Joker-Karte ausgespielt, damit er mal einen Tag nicht raus muss! Ist das zu fassen?

Bei allem Zeit-Miteinander-Genießen habe ich dennoch vor einer Sache wahnsinnige Angst: Was machen wir während zwei Wochen Osterferien? Mein erster Gedanke war, dem Kind nicht zu sagen, dass Ferien sind, und den Stundenplan weiter durchziehen. Leider hat er das schon mitbekommen. Ganz toll. Im Hort gibt es allerdings auch immer einen Ferienplan. Sowas wird es wohl werden. Und da Muddi jetzt Zeit hat, werde ich sehen, dass ich euch dazu auch etwas vorbereite und auf Kinderhack.de teile. Bis dahin lernen wir mal weiter über Homeschooling, Kurzarbeit, Backen, Basteln, Video-Calls, über unsere Kinder und uns selbst.

Learning aus Woche 3: Sei froh, wenn dein Kind ein Stubenhocker ist und bereite ganz schnell einen Ferienplan für Ostern vor!

Hier noch eine Linkliste für hilfreiche Tipps für Homeschooling wegen Corona:

1 thought on “Homeschooling wegen Corona: Fast drei Wochen geschafft!

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