Stillprobleme? Zu wenig Milch? Jede Mutter kann Pulle geben. Pulle ist das Beste für dein Baby (Teil 1)
Es gibt viele Stillprobleme. Zu wenig Milch aber nicht, sagt die Hebamme. Gibt es doch, sage ich!
Wenn du mich jetzt anschreien magst, dann befindest oder befandest du dich wohl nie in einem derartigen Still-Limbus wie die Frauen, deren Brüste sich wahrscheinlich zu deinen Brüsten verhalten, wie ein kleines Rinnsal in der Sahara zu einem Sturzbach im Allgäu, und denen ich mit diesem Text ein wenig die Augen öffnen möchte. Oder sagen wir besser, ihre Augen mal von ihren Brüsten lenken möchten, die Brüste, die ihnen gerade ihr Selbstvertrauen rauben (und Nackenschmerzen bescheren, weil sie durch ihr Nicht-Funktionieren ständig missmutig angeschielt werden müssen). Danke dem Gott, der dagegen solche wie deine Brüste und alle daran angeschlossenen Systeme erschaffen hat! Gepriesen sei deine Milch! Im folgenden geht es um euch anderen, eure Stillprobleme, zu wenig Milch in euren Eutern.
Stillen ist das Beste! Aber: Pulle auch.
So, und damit seid jetzt ihr dran, liebe frisch gebackenen Mütter unter Stilldruck von 180 kilobar, weil die Milch nicht läuft, angetrieben von Stillgruppen, Mamitreffs und PEKiP-Kursen, am Ende eurer Nerven. Habt ihr heute Nacht schon geschlafen? Heute schon etwas gegessen? „Frisch gebacken“ ist wahrscheinlich kein Ausdruck für jenes pappe Gefühl, wenn das Stillen über Wochen und Monate schier nicht funktioniert.
Nach zwei Babys, bei denen es eine beidseitige Folter war, beidseitig die Seele runter rockte und beidseitig zu mangelhafter Ernährung führte, weiß ich, wovon ich spreche. Rückblickend weiß ich auch, dass die Brust nicht für jedes Baby, nicht für jede Mutter das Beste ist. Manchmal ist sie einfach die schlechtere Wahl. Das verteufelte Pulverzeug ist in so manchen Fällen wirklich, wirklich das Beste, und ein Umstieg auf Fläschchen für euch und damit auch für eure Babys das Beste. Für sie muss es euch gut gehen und nicht zuletzt, tut es auch ihnen und ihrem seelischen, geistigen und körperlichen Gedeihen gut, nicht ständig Hunger haben zu müssen und ständig weniger zu bekommen, als ihnen Sättigung verschafft.
„Es ist nicht immer Hunger.“
Es gibt Zeiten und Phasen, in denen Babys häufig oder dauerhaft an die Brust möchten, und ebenso gibt es viele Gründe dafür. Hochfreqzenz-Anlegen und die Delle im Sofapolster von der 3-tägigen Dauersitzung kennt jede stillende Mutter. Es ist nicht immer Hunger, warum Babys manchmal so oft ran wollen, wohl wahr. Aber das wissen wir dank Geburtsvorbereitungskursen und Ratgebern eh meist schon vor der Geburt und nehmen dies ganz sportlich in Angriff. Solche Phasen gehen vorbei. Was aber, wenn Unzufriedenheit und Dauerbrustdrang doch einfach Babys Wahninns-Kohldampf ist, weil die Milch nicht ausreicht? Leider bleibt dieser Fall oft verdeckt, weil der manchmal gut gemeinte, manchmal aber auch fundamentalistisch verblendete Rat der Beratenden auch hier lautet: Das ist ganz normal / Babys wollen häufig an die Brust / Es ist nur eine Phase / es ist nicht nur Hunger / Stille dein Baby nach Bedarf, so oft es will.
Stillprobleme: Zu wenig Milch gehört ab sofort – in echt – dazu
Meine Babys müssen sich wohl gefühlt haben wie Dschungelcamp-Teilnehmer nach zehn verpatzten Prüfungen. Jeden Tag immer extremer werdender Hunger, und jedes Mal nur: Reis, eine Miniportion. Es braucht allerdings viel Selbstüberzeugung, einzusehen, dass ein Abbruch der ganzen grauseligen Chose das Beste ist, auch wenn man danach schief angeguckt werden könnte. Das Image des Stillens ist übergroß. Erst recht in Prenzlauer Berg, dem Ökohausen von Berlin, meinem Zuhause. Grauselig, wenn man zu denen gehört, die es eigentlich nicht (doch!) gibt, die mit dem nicht (doch!) existierenden aller Stillprobleme: Zu wenig Milch.
In Teil 2 dieser Story erfahrt ihr genauer, wie meine ollen Euterchen meine Babys und mich plagten und was passierte, als ich endlich von der Muttermilch runterkam und zur Pulle griff. Wie ich erfuhr, dass Fläschchen-Geben nicht nur okay ist, sondern Augen öffnet und Wunder bewirkt.
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