Kinderhack

Wie ich mir mein Bett zurück erobere

Ich bin gerade eingeschlafen, da höre ich die Tür vom Kinderzimmer aufgehen. “Neeeeeiiiiinnnnnn!!!!!!”, denke ich laut und verzweifelt. Ich habe die Hoffnung noch immer nicht aufgegeben, dass mein Sohn mal eine Nacht auslässt, die er zu mir ins Bett kommt. Denn dieses Bett ist gerade mal 1,40 Meter breit, was nicht so viel ist, vor allem nicht, wenn der kleine Mensch selbst schon fast 1,40 Meter misst und gern auch mal quer liegt.

Wiedermal bin ich zu schwach, um direkt in die nächtliche Diskussion zu gehen. Manchmal schläft er ja einfach ganz ruhig weiter. Manchmal.

Zu früh gefreut…

“Autsch!“, diesmal denke ich nicht, sondern schreie laut auf. Ich habe einen Schlag ins Gesicht bekommen. Kind merkt nichts. Ich seufze, schiebe ihn mit aller Kraft einen halben Meter auf die andere Seite und drehe mich um. Ich muss gerade erst wieder eingeschlafen sein, da weckt mich erneut ein unglaublicher Schmerz. Diesmal im Rücken. Es muss ein Ellenbogen sein, oder Knie. Jedenfalls ist es verdammt schmerzhaft und langsam werde ich wütend. Ich möchte doch einfach nur schlafen! In meinem eigenen Bett! Ist denn das zu viel verlangt? Ich schiebe den kleinen Terroristen wieder ein Stück zur Seite – was gar nicht so leicht ist. Das ist, als würde man einen Toten bewegen wollen. Er hilft ja auch kein Stück mit! 

Ich überlege in sein Bett rüber zu gehen. Aber was sendet das für ein Signal? Ich schiele auf die Uhr. Es ist gerade mal kurz nach 1 Uhr. Ich habe also noch gut 5 Stunden zu schlafen. Ich spüre es ganz deutlich, es ist Zeit ein Zeichen zu setzen! In diesem Moment treffe ich die Entscheidung: Ich erobere mir mein Bett zurück!

Wir müssen reden!

Ich tippe ihn an: “Bernhard, wir müssen reden!”

“Was?”

“Das geht so nicht weiter. Ich kann nicht schlafen, wenn Du hier rumwurschtelst. Du hast mich aus Versehen gehauen und getreten. Da kann doch kein Mensch schlafen.”

“Tut mir leid.”

“Du weißt, ich hab dich ganz doll lieb, ja? Aber Mama braucht ihren Schlaf.”

“Mhm.”

“Wir besprechen das morgen in Ruhe und machen einen Plan.”

“Ok.”

Kind schläft sofort wieder. Und ich auch. Ich fühle mich gut. Alles wird gut. Mein Bett wird bald wieder mir gehören. Schon Morgen!

Der Tag danach

Es ist ungefähr halb fünf am Nachmittag, als Bernhard und ich wie regelmäßig um diese Zeit bei Kaffee und Apfelschorle in der Küche sitzen. Ich liebe diese fünf Minuten, bevor er in sein Zimmer verschwindet, um ein Hörspiel zu hören. Heute bin ich ein bisschen aufgeregt. Ich darf jetzt keinen Fehler machen. Es hängt zuviel davon ab.

“So, ich hab dir ja schon angekündigt, dass wir darüber reden müssen, dass Mama so schlecht schläft, wenn du rüber kommst und dich so viel im Schlaf bewegst.”

“Ja.”

“Was können wir denn dagegen machen?”

“Weiß nicht.”

“Na ja, du musst die Nacht in deinem eigenen Bett schlafen.”

“Aber Mama, das schaffe ich nicht!”

“Doch, das schaffst du.”

“Aber ich will mit dir Kuscheln!”

“Pass auf, dass du in deinem Bett schlafen musst, daran gibt es nichts zu rütteln, was wir machen können, ist: Wir kuscheln vor dem Schlafen ganz viel, und nach dem Schlafen ganz viel. Nur eben nachts nicht. Ist das ein Deal?”

“Können wir dann tagsüber auch noch Kuscheln?”

“Na klar!”

“Ok, ich versuch’s!”

Wow, das lief ja schon mal ganz gut.

Wir beginnen das Abendritual: Schlafanzug, Zähneputzen, Vorlesen. Und die versprochene Extra-Portion Kuscheln. Ich erinnere ihn lieber nochmal an unsere Absprache:

“Also, wenn du nachts aufwachst und denkst, du möchtest zu Mama ins Bett kommen, dann erinnerst du dich daran, was wir besprochen haben. Du gehst vielleicht auf die Toilette, oder trinkst was und legst dich wieder in dein Bett.” 

“Ich weiß nicht, ob ich das schaffe!” 

“Doch, das schaffst du. Hab‘ dich lieb, gute Nacht!”

“Hab‘ dich auch lieb.”

Ende gut, alles gut

Na, wer glaubt, dass das geklappt hat? Ich habe es selbst kaum glauben können. Mitten in der Nacht, hörte ich nackte kleine Füße über’s Laminat schleichen, bis die Schritte direkt vor meiner Tür verstummten. Ich habe automatisch die Luft angehalten. Nach einer gefühlten Ewigkeit, hörte ich, wie sich die Schritte wieder entfernten. Irgendwie hat es mir das Herz zerrissen. Aber am nächsten Morgen, kam das kleine Monster zu mir und war unglaublich stolz. Und was soll ich sagen, es klappt immer noch! Na ja, zumindest bis auf einige Ausnahmen. Diese Schlacht habe ich jedenfalls gewonnen! Zur Abwechslung…

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