Kinderhack

Jede Mutter kann Pulle geben. Pulle ist das Beste für dein Baby (Teil 3)

Muttermilch ist eine ziemlich gesunde Sache. Stillen ist eine ziemlich praktische Angelegenheit. Stillen und Muttermilch machen viele Mütter und Babys ziemlich glücklich. Stillen ist das Beste für diese Mütter und diese Babys. Doch das Stillen klappt nicht immer und die Mütter sind nicht immer glücklich damit. Mütter haben manchmal – ja, wirklich! Weit häufiger, als meist gesagt wird – zu wenig Milch, zu spät Milch, zu lahme Zufuhr von Milch. Was dann? Dann haben wir das unschätzbare Privileg des Zugangs zu gesundem Leitungswasser und Drogerien.

Alles kann, nichts muss

Du musst nicht über sieben Brücken gehen und auch nicht sieben dunkle Monate überstehen. Einfach aus meiner persönlichen Erfahrung des zwar gewollten, aber nicht funktionierenden Stillens heraus (zum Blogpost) habe ich eine Liste mit 7 Anzeichen kompiliert, mit denen ich dir, wenn gleich mehrere auf dich zutreffen, vorschlagen möchte: Komm, teste doch mal Pulle aus! Los geht’s:

Klares Anzeichen: Dein Baby ist und bleibt ganz schön dünn! (Während die Babys der glücklichen Stillmamas, die du kennst oder siehst, immer mehr Babyspeck bekommen.) Die Gewichtskurve deines Sprösslings verläuft irgendwie flach im Vergleich zur vorgezeichneten Normal-Wachstumskurve. Die Hebamme versichert, sie sei „im akzeptablen Bereich“ (oberhalb der 3%-Perzentile. Bei mir damals z.B. bei 20-25%). Paradoxerweise scheint die Hebamme damit aber sehr unzufrieden und leitet diverse Maßnahmen ein, die Milchproduktion zu steigern.

Klar gibt es dünne, gut ernährte Babys. Drum geht’s weiter mit weiteren Anzeichen:

Dein Baby scheint fast immer unzufrieden, wenn es nicht gerade an der Brust hängt.

Ja ja, folgendes stimmt auch: In den gerade bei Neugeborenen recht schnell aufeinander folgenden Wachstumsschüben (Hunger!), bei Krankheit und (Zahnungs-)schmerzen oder Situationen emotionaler Verunsicherung (Bedürfnis nach Nähe) oder bei großer Hitze (Flüssigkeit!) sind Babys unruhig und wollen ständig an die Brust. Das ist ganz normal, sagt die Hebamme, sagt die Stillberaterin, sagt Google.

Aber kannst du das gelten lassen, wenn der „Schub“ seit Geburt schon Monate währt, ohne Unterbrechung? Wenn das Baby fast dauerhaft an der Brust hängt?

Wer auch unzufrieden ist: du! Gar unglücklich bist du. Wegen deines Babys, das nicht gut zunimmt und nicht gut drauf ist. Wegen dir und deines Körpers, der es nicht schafft, dein Baby satt zu kriegen. (Lass dir eins sagen: Jenes Gefühl des Sättigen-Könnens (= sich kümmern können) des eigenen Babys ist oh so wichtig für dein Selbstbewusstsein und deine Zufriedenheit, also, unterschätze dies nicht.) Und weil du kaputt und müde bist, weil du Tag und Nacht entweder stillst oder darüber nachdenkst, wie du stillen solltest, damit es besser klappt, oder dich fragst, wann es endlich soweit ist, dass es klappt. Und weil du die Zeit mit dem Baby einfach nicht genießen kannst.

Dein Zuhause, eine Krankenstation. Man kann das Haus nie ohne Baby verlassen, egal, wie viele helfende Hände einem entgegen wedeln. Nicht mal ein genau terminierter Kontrolltermin beim Zahnarzt um die Ecke ist drin. Das Baby würde ohne deine Brust nicht auskommen. Das Sofa ist deine Basis, die du kaum verlassen kannst, wie eine Kranke oder Quarantierte ihre Zelle. Und ohnehin gleicht die Sofaecke einer Krankenstation mit all den Gerätschaften und Polstern und Schläuchen und Spritzen und Salben und Tabletten, die das Stillen, die Milchproduktion bzw. die Ernährung des Babys unterstützen sollen.

Dein Baby nickt an der Brust immer nur kurz ein, aber so richtig schläft es nach dem Stillen, selbst nachts, oft nicht. Und wenn doch endlich (nach dem Dauerstillen von 2 bis 4 Uhr), dann nur für 20 bis 50 Minuten, danach muss die platte Brust schon wieder her.

Auch im Kinderwagen, in dessen Geschunkele Babys doch für gewöhnlich gar nicht anders können, als einzuschlafen, ist dein Baby oft von Unruhe gebeutelt.

Kein Wunder! Hungrig schläft ein Baby nicht ein bzw. nicht wieder ein, wenn es nach einer typischerweise 50-minütigen Schlafphase kurz wach wird.

Falls du es mit der Flasche mal ausprobieren möchtest oder schon ausprobiert hast: Ein Baby, das zufrieden mit der Brust ist und von ihr gut ernährt wird, wird die fremde Flasche womöglich eher ablehnen, auch wenn die letzte Mahlzeit in Verzug ist und akut Hunger besteht. Ein Baby, das schon länger unter latenter Hungrigkeit leidet, nimmt alles, was es kriegen kann, um seinen Bedarf nachzuholen. Sollte dein Baby die unbekannte Flasche gleich beim ersten Versuch wegzischen, als würde es danach für lange Zeit nichts mehr kriegen, könnte das ein Anzeichen für zu wenig Milchzufuhr sein.

Dein Baby will nicht, wie oben beschrieben, ständig an die Brust, ganz im Gegenteil, es verweigert sie? Gibt es auch! Es dockt an, zieht den Nippel mit dem Mund heraus, um daraufhin wieder los zu lassen. Es schreit wütend die Brust an oder schreit sogar manchmal schon, wenn du nur andeutest, es stillen zu wollen. Ständig versuchst du es, ihm schmackhaft zu machen, trickst herum, aber früher oder später endet es im Desaster. Ein ständiger Eiertanz, der mit der Zeit immer wilder wird. Und das, obwohl das Kind kaum getrunken hat und Hunger haben müsste. Es kommt dir so vor, als ob dein Baby Mordshunger hat, und du ihm anstatt eines Burgers immer nur ein Salatblättchen hinhälst. Würdest’e auch anschreien!

Wie auch immer du weiter machst, ob nun mit Brust- oder Pulvertheke: Höre auf dich selbst! Beide Fütterungsmethoden sind gut. Nur eines nicht: Stress. Und damit meine ich nicht diese Art von „Stress“, die eine „faule“ Mutter vermeiden möchte. Denn Stress haben Mütter per se genügend. Nein! Ich meine wirklich belastendes Überfordertsein, negative Gefühle, nicht genügend Nahrung geben zu können, zu wenig Schlaf, zu wenig Ruhe, kaum Gelegenheit, die Zeit mit dem Baby wirklich genießen zu können. Denn diese Gelegenheiten hast du dir verdient! Also los, nimm‘ sie dir und zwar so: BH runter ODER Pulle in die Mikrowelle. Entscheidung: deine.

Interessante Links
Teil 1: Jede Mutter kann Pulle geben. Pulle ist das Beste für dein Baby.
Teil 2: Jede Mutter kann Pulle geben. Pulle ist das Beste für dein Baby.
Fed ist best! Breastfeeding and Bottle-feeding safely

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1 thought on “Jede Mutter kann Pulle geben. Pulle ist das Beste für dein Baby (Teil 3)

  1. danke für die drei (flaschen)posts! ich kann es alles sehr gut nachvollziehen. ich konnte meine kinder auch nicht stillen und da war einfach der griff zur flasche die bessere lösung. nun sind die kids groß und vor allem gesund!

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