Kinderhack

Wie dein Kind Gemüse spachteln und davon nichts mitbekommen wird

Kind isst Spagetti mit Tomatensoße

In Essensangelegenheiten ist der Kindermund wie das wohlbewachte Tor zu einer Festung. Nur die eng vertrautesten aller Geschmäcker, nur die treuesten Weggefährten allen Essens kommen hier durch. Ist irgendwo ein Schlückchen Komisches unter den Besuchern, wird das Tor zugemacht und unter Zuhilfenahme von 20 eisernen Zähnen zugepresst. Wollen gar heimtückische Gemüsestückchen eindringen, werden sie zur Strafe im hohen Bogen in den Burggraben katapultiert, zwischen titanischen Hochstuhl- und Tisch-Pfeilern, wo sie – manchmal zwischen Holzdielen eingeklemmt, manchmal von unbarmherzigen Riesensohlen zerquetscht und mitgeschlürft – elendig verrecken. 

Als ich wieder mal die Opfer vom Boden kehrte, an einem Tag, an dem ich uns einen fruchtigen Smoothie gemixt hatte und mich bereits gefreut hatte, dass dem kleinen Meister verschiedene Obstsorten in dieser Dickflüssigform schmeckten, kam mir eine Idee mit Gemüse. Der Handlungsdruck war groß. Denn alles, was der Süßspeisegourmet an unverarbeitetem Gemüse und Obst noch aß, waren lediglich Äpfel und Gurken. 

Der Ansatz der Idee: Gemüse müsste man auf höchster Stufe klein mixen und in einer Soße verstecken, die genügend Eigengeschmack hat: Tomatensoße! Drüber noch genügend Parmesan und fertig ist das botanische Pferd, oder nennen wir es, die trojanische Pasta.

Und hier das Rezept:

Verschiedenes Gemüse auswählen in der richtigen Mengenverteilung.

Da geht viel: Wenig irritierender Eigengeschmack und/oder oranges bis rotes Gemüse (Möhre, Süßkartoffel, Kürbis, frische Tomaten)

Einfach mal ausprobieren: Gemüse, mit zwar auffälligem Geschmack, das jedoch gut in Tomatensoße schmeckt und farblich auch kaum auffällt (Paprika, rote Bete).

Vorsicht: bei auffälligem Geschmack und extremeren Farben. Deswegen weniger davon reinpantschen. (Grünes und gelbes Gemüse, Kohl).

Zwiebeln und Knoblauch sowie das ausgewählte Gemüse zerkleinern und in Olivenöl andünsten.

Wenn man mag, dunklen Balsamico-Essig und etwas Honig drüber und kurz mit köcheln lassen.

Eine Packung passierte Tomaten drauf und das Gemüse darin mit niedriger Hitze ganz langsam weich kochen.

Wenn das Gemüse gut eingekocht ist, muss alles nur noch zermetzelt werden, damit das Gatekeeper-Kindermäulchen die Eindringlinge nicht bemerkt. Bewährt hat sich hier ein Mixer. Dieser scheint die Gemüsehorde in eine so homogene, sämige Pampe zu hexeln, wie es sich der Pürierstab nur erträumt. Am Ende sieht die Tomatensoße meist so aus, als hätte sie einen guten Löffel Crème fraîche und ’nen Haufen Mehl untergerührt bekommen (irgendwie heller und dicker).

Tipp: Ein Berg Parmesan auf die Pasta lenkt noch mehr vom untypischen Geschmack ab.

Es bleibt eigentlich nur zu sagen: Viel Erfolg und guten Appetit! Und vielleicht: Nach den ersten fehlgeschlagenen ein bis zwei Versuchen die Hoffnung nicht aufgeben. Bei manchen Pampen riechen die Kinder, dass etwas „faul“ an der Sache ist. Dann war die Mischung vielleicht zu derbe oder ein besonders schlechter Tag, an dem nur Nudeln ohne Alles gewünscht waren.

Dieser Rezept-Hack ist übrigens nominiert beim Familien-Rezepte-Wettbewerb 2019 auf windelprinz.de. Drückt uns die Mixer!

3 thoughts on “Wie dein Kind Gemüse spachteln und davon nichts mitbekommen wird

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